Technische Innovationen beherrschen unseren Alltag von früh bis spät. Doch was, wenn wir einmal auch ohne auskommen müssten?

Lasst uns heute einmal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Ich liebe gute Gespräche und noch mehr gute Gesprächspartner. Finde es immer so bereichernd, wenn man zusammen bei ner Tasse Kaffee oder nem Wein beisammen sitzt und von den banalsten Erlebnissen berichtet. Oder eben auch von besonderen Erfahrungen. Von so einer Erfahrung berichte ich heute.

ROMA, TI AMO

Two years ago. Flashback Rome. Ich weiß es noch ganz genau. Es war August. Gefühlte 40° – auf dem Thermometer wahrscheinlich auch. Mega viele Touris in der ganzen Stadt. Überfüllte Busse. Noch mehr überfüllte Eisdielen und Cafés. Ständig on the hunt nach dem nächsten Highlight, dass unbedingt abgeklappert werden muss. Eigentlich Stress pur und das in ner Affenhitze. Wofür das ganze? Wenn es doch nach zwei Wochen eh wieder in die Arbeit geht?

Ich sag Dir was, damals hab ich etwas gelernt. Mitten in dem ganzen Urlaubsstress kam immer dieser eine Moment: ich setze den Fuß in ein altes Bauwerk, mir fällt die Kinnlade runter und ich vergesse für nen Augenblick lang einfach alles um mich herum. Und staune. Über diese gigantischen Bauwerke in all ihrer Pracht und Bescheidenheit gleichzeitig. Geschaffen von so vielen Händen und von Menschen, die weit unserer Zeit voraus lebten. Weit weniger Wissen bzgl. des Bauens hatten. Ein Leben ohne Technik. Arbeiten jenseits von high tech und doch inmitten größter Genialität! Menschen, die scheinbar viel weniger hatten und doch so zufrieden waren. Mich hat dann immer sowas wir ne krasse Ehrfurcht überfallen. Vor all diesen scheinbar unbedeutenden Menschen, die heute keiner mehr kennt. Aber die Werke geschaffen haben für die Ewigkeit! Schau sie Dir doch einfach mal an: all die antiken Ruinen, die der Zeit trotzen als wäre nichts geschehen. Die gotischen Kirchen, die laut statischen Berechnungen schon längst hätten einstürzen müssen.

ANTIKE WAR GESTERN

Wir leben nun aber in einer Epoche, die extrem geprägt ist von Technik und Innovationen. Ganz anders wie noch vor hundert Jahren zu Omas Zeiten. Denk Dir mal all die Geräte und Erfindungen weg, die Du im Alltag so ganz nach Gewohnheit benutzt.


  • Fangen wir ganz am Morgen an: Du stehst auf, durch Deinen Handy-, Radio- oder Digitalwecker aus süßen Träumen gerissen. Deine Füße tragen Dich schlaftrunken ins Bad, wo Du Dich etwas benommen Deiner Morgentoilette widmest. Wenn Du ein Mann bist, greifst Du zum Rasierer – außer Du stehst gerade unheimlich auf den long-beard-style. Dann gehst Du in die Dusche und föhnst Dich anschließend. Als Frau glättest Du Dir vielleicht Deine Haare oder machst Dich mit dem Lockenstab an Deine Haarpracht. Nach viel zu langen Minuten im Bad sprintest Du in die Küche, wo Du Dir mit Deiner vollautomatischen Kaffeemaschine erst mal eine großzügige Tasse herauslässt oder im Wasserkocher das Heißwasser für den Tee bereit steht. Der Toaster wird angesteckt und hastig verschlingst Du ein provisorisch beschmiertes Stück Toastbrot. Dein Handy, natürlich das neueste iPhone, wird auch gleich noch eingeschaltet und Du checkst nebenbei Deinen Newsfeed und das Neueste aus der Welt.
  • Dann geht es für die meisten von uns zur Arbeit, Uni oder in die Schule. Schon viel zu spät dran, rennst Du aus dem Haus und steigst ins Auto oder den nächstgelegenen Bus ein. Das Navigationssystem, ohne das Du nie an ein Ziel kämst, leitet Dich um den Berufsstau herum, der nur entsteht, da heute so gut wie jeder mobil ist. Im öffentlichen Bus läuft der Radio nonstop und Du machst es den anderen Insassen gleich und verschanzt Dich hinter Deinem Smartphone, natürlich unansprechbar mit beiden In-Ear-Hörern im Ohr.
  • Am Arbeitsplatz packst Du Deinen Laptop aus oder startest Deinen PC. Der muss natürlich erst mal Updates herunterladen und so nutzt Du die gewonnene Zeit zum erneuten Checken von Nachrichten. Als erste eigentliche berufliche Tätigkeit werden sodann die Mails abgerufen und beantwortet, die geforderten Unterlagen stellst Du in die Cloud, damit sie von Deinem Geschäftspartner ganz easy heruntergeladen werden können. Per Hand schreibst Du fast nichts mehr und die Kopierer und Drucker laufen auf Hochtouren. Die Mittagspause verbringst Du gern mit Deinen Kollegen in der Kantine oder Du wärmst Dir in der Mikrowelle das mitgebrachte Essen von gestern auf. Manchmal gönnst Du Dir Sushi, wo Dir Dein geordertes Essen auf Laufbändern entgegenrollt. Für zwischendurch darf der Gang zum Süßigkeiten-Automat nicht fehlen, wo Du Dir Nervennahrung holst und Deinen Blutzuckerspiegel wieder in die Höhe treibst. Am Nachmittag hast Du vielleicht eine Telefonkonferenz mit Kunden aus China oder wendest Dich an die Hotline, weil wieder mal irgendein Programm spinnt.
  • Daheim angekommen, leerst Du erst mal die Spülmaschine vom Vortag aus und auf dem Elektroherd köchelt bald Dein Abendessen vor sich hin. Am Wochenende laufen durchgehend Waschmaschine und Trockner, um der Unmenge an angesammelter Wäsche Herr zu werden. Die ganzen Hemden müssen auch mal weggebügelt werden und damit es nicht ganz so fad ist, schaltest Du Dir nebenbei Deine Spotify-Playlist ein. Die geliebte Fernseher-Show am Abend darf natürlich auch nicht fehlen.
  • Man könnte hier echt noch so viel mehr erwähnen… Merkst Du, wie viele technische Geräte und Erfindungen Dich durch den Tag begleiten?
TECHNIK IST NICHT ALLES

Und jetzt mach einmal ein ganz großes Minus davor. Ohne all diese Dinge auskommen? Nur für einen einzigen Tag? Und es gab echt einmal Menschen, die all das nicht hatten und trotzdem ein ganz normales Leben geführt haben? Oh ja! Und wenn ich mir frühere Generationen anschaue, die so viel mehr in Einfachheit und Bescheidenheit gelebt haben und trotzdem glücklich waren, muss ich manchmal seufzen und male mir mein Leben unter diesen Umständen aus. Wäre gar nicht so ohne. Sicher in mancherlei Hinsicht beschwerlicher, aber in vielerlei Hinsicht doch umso leichter. Ohne all die Berieselung, die Schnelllebigkeit, den Luxus, der doch nicht glücklich macht.

Klar können wir die Zeit nicht einfach so mal zurückkurbeln. Ein Leben wie damals, das wird es nie mehr so in der Form geben. Dafür ist einfach zu viel Zeit vergangen. Zu viele Umbrüche und Veränderungen, in der Gesellschaft und dem Denken der Menschheit. Täglich gehen die Erforschungen und Entwicklungen weiter, immer auf Fortschritt bedacht. Wir gehen dem Zeitalter der künstlichen Intelligenz entgegen – werden im Altenheim vielleicht einmal von Robotern gepflegt – und wer weiß, was danach noch alles kommt. Veränderungen sind nie schlecht, neue Erfindungen nicht immer gleich zu verteufeln, aber eben auch nicht alle zu begrüßen oder gar unbedingt lebensverbessernd und nicht mehr wegzudenken. Du sollst ja schließlich nicht in einer Abhängigkeit landen. In dem Denken, dass Du Dir ein anders Leben gar nicht mehr ausmalen könntest.

DA SCHLUMMERT WAS

Lieber Freund, betrachte das einfach als kleinen Wink mit dem Zaunpfahl, falls Du Dich dabei ertappst, dass ohne Deine technischen Helferchen gar nichts mehr läuft. Eine kleine Einladung, es zu überdenken, ob Wissen(schaft) und Zivilisiertheit Dir wirklich alle Türen öffnen können. Dir die Freiheit erkaufen und Dich zu jemand Besserem, Tauglicherem machen. Du vielleicht schon fast vergessen hast, was Du wirklich kannst, aus eigener Kraft. Die Menschen früher wussten das. Und wie! Sie schufen großartige Dinge, mit eigener Muskelkraft und im Schweiße ihres Angesichts. Das kannst auch Du! Just think about it!

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