Was ist die eigentliche Rolle und Aufgabe der Frau? Das ist heutzutage, wo es so viele verzerrte Meinungen zum Frausein gibt, gar nicht mehr so einfach zu beantworten. Machen wir uns also gemeinsam auf die Suche nach einer plausiblen Antwort.
FRÜHER WAR ALLES BESSER
Ich bin Clarissa. Eigentlich auch nur eine Frau unter vielen und ich bewirtschafte zusammen mit meinem Mann unsere ärmliche Landwirtschaft. Die Arbeit ist sehr hart und uns bleibt kaum das Nötigste zum leben. Ich stehe in aller Herrgottsfrühe auf, um die Kühe zu melken, später mit den Mägden aufs Feld zu gehen und in Affenhitze Kartoffeln zu ernten. Einziger Proviant für diese mühsame Beschäftigung sind ein trockener Kanten Brot und im besten Fall noch ein Apfel oder eine Scheibe Käse. Später werde ich vor dem Herd stehen und versuchen, aus den spärlichen Vorräten etwas Nahrhaftes aufzutischen, um die hungrigen Mäuler meines Mannes und unserer sieben Kinder stopfen zu können. Für mich bleibt oft wenig – aus Rücksicht nehme ich mir nur von dem Wenigen, das übrig bleibt. Die politischen Unzustände machen uns Frauen schwer zu schaffen, da wir sie im Prinzip oftmals alleine ausbaden dürfen – dann, wenn Mutter und Kind zurückbleiben und die unausgesprochene Frage danach, ob unsere Männer denn wieder von der Front heimkehren werden und was denn aus unseren Sprößlingen werden soll, wie ein Fluch in der Luft schwebt. Aber Politik hat uns nichts anzugehen, denn bewegen werden wir in dieser Hinsicht eh nie etwas. Ich bin immer müde, erschöpft und fühle mich völlig ausgezehrt. Manchmal träume ich von einem anderen Leben, aber ich wage nicht einmal, das laut vor mich herzusagen geschweige denn mit meinem Mann darüber zu sprechen. Diese Gedanken wische ich meist sehr schnell weg, denn ich weiß, wo mein Platz ist: hier bei meiner Familie. Das Leben ist hart und wenn man sich den Umständen nicht fügt, dann wird es einen erdrücken. Mein Mann behandelt mich zwar nicht … stop, wie wage ich, so etwas auch nur zu denken? Ich bin eine Frau und habe mich unterzuordnen! Oh, so kommt doch endlich, ihr besseren Zeiten!
ZEITALTER DER UNBEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN?
So ungefähr hätte mein Leben vor nicht mehr als hundert Jahren noch aussehen können. Ob ich froh bin, dass das heute deutlich anders aussieht? Aber hallo – ich bin eine moderne Frau des europäischen, einundzwanzigsten Jahhunderts! Von klein auf eine gute Bildung, darf ich mir den Beruf aussuchen, der mir entspricht und mich auf diese Weise ungestört selbstverwirklichen. Statt mit Schürze, Kopftuch und Rock bewege ich mich in Hosenanzug und Pumps durch meinen mit Terminen durchtränkten Alltag. Hach, das fühlt sich so gut an – als eine Frau, die immer busy ist, bin ich offenbar überall gefragt und meine Qualitäten angesagt. Außerdem darf ich heute, wie jeder mündige Bürger dieses Landes, zur Wahl gehen und es gibt sogar Quoten, die es mir erlauben, in ohnehin angesehenen Berufen die Karriereleiter nochmals deutlich hochzusteigen und mit Männern der Führungsriege auf Augenhöhe zu diskutieren. Und hey, zur Bundeswehr stehen mir jetzt auch alle Türen offen, falls ich denn einmal vorhaben sollte, Feldwebelin oder Kommandantin zu werden! Schon ziemlich nice, wenn ich der Welt meinen Biss zeigen und beweisen kann, was ich nicht alles drauf habe! Was denkste?
GEFANGEN IN FALSCHEN FRAUENBILDERN
Manchmal sitze ich auf meiner gemütlichen Couch und frage mich, ob das alles sein soll. Bitte wie? Ja, Du hast richtig gelesen! Ich bin zwar schon immer ein wirklicher Perfektionist gewesen und glaube auch, dass Ehrgeiz und Zielstrebigkeit ganz wichtige Dinge sind – auch für eine Frau! Aber irgendwie geben mir dieser ständige Leistungsdruck genauso wenig wie all die Freiheiten und Möglichkeiten, die unzählige Frauen vor mir und für mich erkämpft haben, nicht die erwünschte Befriedigung. Ich habe die vage Vermutung, dass wir als Frauen mehr sind als die Summe unserer erbrachten Leistungen oder die Summe all des Respekts, denn wir uns von Seiten der Männer erringen. Teilweise kommt es mir sogar so vor, als wären wir modernen Frauen sogar ein Stück weit männlicher geworden, anstatt uns als eine Dame zu verwirklichen – was ja ursprünglich das Ziel war, wenn ich mich nicht ganz täusche. Und dann kommt der Moment, an dem ich alles in Frage stelle. All das, was ich tue, nur um es anderen zu beweisen. Wozu das Ganze? Ich will meine Weiblichkeit ausleben, tigere aber stattdessen in Camouflage getarnt und mit Maschinengewehr an der Seite durch das Trainingsareal unseres Truppenübungsplatzes. Wir haben uns als Frauen viel erkämpft, ja! Und vieles davon hätte schon seit Menschengedenken selbstverständlich sein sollen, denn es sind zu viele tausend Jahre vergangen, in denen der Frau keine Rechte zugesprochen wurden! Und trotzdem bin ich noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem ich sein wollte und könnte.
TSCHÜSS, HAMSTERRAD!
Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer Herzensfreundin, Abigail, über exakt dieses Thema unterhalten – das war wundervoll! Auch sie kennt diese männlichen Seiten an sich und spürt, dass das irgendwie in Widerspruch zu unserer weiblichen Identität steht. Und jeder ehrliche Ladiestalk erreicht irgendwann einmal die Schwelle, an dem wenigstens einem der Beteiligten die Augen aufgehen. Abigail sagte zu mir:
Wir Frauen sind geschaffen, zu empfangen. Wir müssen nichts leisten, sondern dürfen einfach nur sein!
Abigail
Wow, das saß! Denn das bedeutet ja gleichermaßen, dass ich schon genug bin, bevor ich mich überhaupt erst beweise oder etwas leiste. Und, dass ich nicht erst dann so richtig Frau bin, wenn ich etwas dafür tue. Ich bin schon vor jeder Leistung voll und ganz Frau und Ziel ist es, mehr in dem Sein zu verharren, als einem gewissen Aktionismus zu verfallen. Wir als Frauen verkörpern in ganz besonderer Weise Schönheit. Und diese muss sich nicht erst einer Prüfung unterziehen, um dann das Gütesiegel schön aufgedrückt zu bekommen. Und genau das ist es, was mich an der Schönheit immer wieder fasziniert: sie muss keine Gegenleistung dafür erbringen, dass sie bewundert wird! Sie ist es einfach wert – in ihrem Sein! Wir dürfen als Frauen wieder mehr die Empfangende werden – nicht die Eine, die rackert, um alles zu erreichen und eigens zu kontrollieren. Denn das sind de facto einige der ureigensten, männlichen Eigenschaften, die auch von denen besessen werden sollen, denen sie angehören!
LET THE PARTY BEGIN!
Was kann ich nun empfangen? Hey, ich liebe Geschenke und Überraschungen! Es ist ein solch beglückendes Gefühl, wenn sich die eigenen, empfangenden Hände füllen! Und genau dazu sind wir Frauen geschaffen: um begehrt, geliebt und beschenkt zu werden! Das sind definitiv good news, nicht? Du darfst Dich also entspannt zurücklehnen, Dich mit offenen Armen als empfänglich erweisen und gespannt abwarten. Was Dich erwartet? Um hier nur einiges zu erwähnen, mache Dich gefasst auf:
- ehrliches Staunen und größte Bewunderung
- echte Liebe und Anerkennung
- eine Hauptrolle in der Liebesgeschichte, die Gott exklusiv für Dich schreibt
- das Werben eines Mannes, der es wirklich ernst mit Dir meint
- viele Blumensträuße und den Duft von Frausein
- ein Ring als Zeichen eurer Verbindung
- den Samen Deines Mannes, der in Dir neues Leben heranwachsen lässt
- Kinder als die sichtbaren Früchte eurer Liebe
- einen abenteuerlichen Alltag an der Seite Deiner eigenen Family
- viele Formen von Alltagsschönheit, die Dich umgeben
- und und und.
Okay, nicht jede Frau wird einen Partner finden, heiraten und Kinder bekommen – das ist einfach nicht der Weg einer Jeden. Und trotzdem haben wir als Frauen alle etwas gemeinsam: wir sind geboren, um zu empfangen! Zu empfangen aus ganzem Herzen und mit aller Kraft! Und an dieser Stelle kommt leider noch ein kleiner Seitenhieb an alle Ladies, die glauben, dass sie die Herren der Schöpfung zu nichts brauchen: wer voll und ganz in seiner Weiblichkeit geerdet sein will, der kommt nicht um den Mann, der wiederum auf seine ganz eigene Weise von uns abhängig ist. Wie soll beispielsweise eine Familie gegründet werden, wenn Du Deinen Mann ständig abweist und nicht bereit bist, von ihm zu empfangen? In der festen Überzeugung, Dein Ding immer allein durchführen zu müssen. Erfülltes Frausein besteht nicht darin, vollkommen selbstbestimmt zu leben und Kontrolle über alles haben zu müssen! Wir dürfen auch schwach und auf das andere Geschlecht angewiesen sein! Deshalb wünsche ich mir, dass wir keine Fäuste mehr ballen und den ewigen Kampf untereinander fortführen, sondern, dass wir unsere Hände öffnen und uns reich beschenken lassen! Du bist es wert! Und auch, wenn Du in einigen der genannten Punkte (nocht) nicht mit mir übereinstimmst, so fühle Dich hiermit fest gedrückt und bestärkt in Deiner ganz persönlichen Weiblichkeit!
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